Aphorismen 6
(94 Texte)



Für meine Schwester

Du wirst bei mir sein,
wenn ich aufstehe,
du wirst bei mir sein,
wenn ich an den Strand geht,
du wirst bei mir sein,
wenn ich schwimme im Meer,
du wirst bei mir sein,
wenn ich mich betrinke am Abend,
du wirst bei mir sein,
wenn ich ausschlafe am Morgen.

Du wirst bei mit sein
in jedem glücklichen Moment.
Du wirst immer bei mir sein,
weil ich nur glücklich bin,

wenn du bei mir bist.



Sensibles Ohr

Wie schnell doch Stimmungen umschlagen:
Aus einer schönen Harmonie
kann schnell ein Misston entspringen.

Auch damit muss ich leben.



Depression?

Dem wahren Dichter
helfen keine Tabletten.

Aber eine Flasche Bier,
ein Glas Wein hin und wieder
kann zu Spontanheilungen führen

und beflügelt zudem
das Sprachzentrum im Hirn.



Liebe säen

Jeder möchte geliebt werden,
jeder möchte Liebe schenken,
wobei zweiteres wichtiger scheint,
denn wer Liebe gibt,
bekommt Liebe zurück.

Wer Liebe in die Welt sät,
kann sicher sein,
dass kein Samenkorn
verloren geht,
dass die Frucht aufgeht
und gedeiht und sich vermehrt.

Geschenkte Liebe
ist niemals verschenkt.

Ich bin ein Sämann.



Bloggen als Therapie?

Bekenntnisse sind oft Beichten
und sie können einem schaden,
weil andere Menschen
es nicht immer gut meinen.

Aber wo soll man bekennen,
wenn nicht im Internet
unter dem Schutz
der Anonymität?

Nur hier kann ich mich öffenen,
nicht ganz arglos, nicht ganz gefahrlos,
nicht ohne Hemmungen und Skrupel,
aber im Vertrauen auf Verständnis

und Mitgefühl.



Angst

.. ist das Gefühl,
das mich seit jeher begleitet.

Andere gehen zum Arzt,
lassen sich was verschreiben
oder begeben sich in Therapie,
lassen sich behandeln.

Ich lebe mit der Angst
wie mit einem guten Freund,
tue nichts gegen die Angst,
bin die Angst gewohnt.

Ich habe sogar Angst,
die Angst zu verlieren,
denn sie ist das einzig Beständige
in meinem Leben.

Die Angst gibt mir Halt:
Wenn alle gegangen sind,
bleibt sie allein mir treu

und bleibt.



Nachtbarke
(für Ariana)

Ich habe das Gefühl,
dass ich Ärger bekomme
wegen meiner Gefühle:

Ich kann sie nicht ausknipsen
wie den Lichtschalter am Abend,

wenn ich unsere Traumbarke betrete
und mich in einen Traum träume,

wo ich nur dir gehöre
und du nur mir

für eines Mondes Dauer.



Nachtfantasie

Könnt ich dich jetzt bei mir haben
in der Stille der Nacht,
könnt ich deinen Kopf spüren
auf meiner Brust,
Könnt ich dich atmen hören,
leise und ruhig,

würd ich schweigen
und nichts unterbrechen,
durch diese Worte,
die mein Herz formte
für dich:

Ich liebe dich.



Bücher sind Freunde

Wer die Schriftsteller liest,
wer die Bücher liebt,
der geht nie allein,
der hat immer viele bei sich,
der ist immer umgeben
von vielen Personen,
die ihn stützen und halten:

Gleichgesinnte in der Nacht.



Der Nachtmond
(für Ariana)

.. heute wie eine goldene Sichel,
die Sterne so hell, so hell,
so unendlich hell.

Wenn das Mondlicht so klein,
wer hat die Sterne geknipst?
Wer hat den Schalter gedrückt?

Wer schenkt mir das Glück,
das Glück, das unendliche Glück?
Wer dreht an der Lampe?



Meine Texte

.. können so schlecht nicht sein:
Immerhin hab ich drei Verfolger,
von denen zwei mich wirklich lesen

und ernst nehmen.



Wahre Liebe

.. findet sich überall,
egal wo, egal wie,
trotz aller Umstände:

Aber wenn sie wahr ist,
wird sie nie enden.

Alles andere ist Lüge.



Zusammen eins sein

Barfuß mit dir einschlafen
und barfuß mit dir aufwachen,
wenn meine Füße deine spüren
und wir beide endlich wissen,
dass auch unsere Herzen,
unsere Seelen und unsere Körper
barfuß zu zweit eins wurden.

und immer eins bleiben wollen.



Mein Anfang

Ich bin noch kein Dichter,
ich übe noch ein wenig,
aber irgendwann beginne ich

mit dem Schreiben.
Morgen oder Übermorgen,
wenn ich Lust habe.

Bis dahin Geduld.



Menschsein im Leben

Wer liebt, liebt die ganze Welt,
weil sie das Herz weitet,
erweitert, vergrößert.
öffnet.

Die Liebe schenkt ein Firmament,
der Hass macht einsam,
isoliert, engt ein,
vergiftet.

Der Hass ist immer gegen,
die Liebe immer für
mehr Menschsein
im Leben.



Tiefer als tief

Wie tief ist eine Seele?
Wie weit ist ihr Raum?

So weit wie das Weltall nach außen,
so tief geht eine Seele nach innen,

so tief, so dunkel
und doch so hell,

wenn sie liebt.



Relation

Wenn man des Nachts
einmal in das Universum schaut,
in diese dunkle, unendliche Weite
und sich fragt, ob das Weltall
vielleicht doch nur ein Staubkorn
in einem Uhrwerk ist,

dann wird der Mensch
zu so einer kleinen, unscheinbaren,
gegen Null gehenden und
zu vernachlässigenden Masse,
dass er eigentlich gar nicht existiert.



Das ist Liebe

Immer da sein,
immer wahr sein
immer dich tragen,

immer für dich sein,
immer für dich leben,
immer Haut an Haut sein,

immer dich spüren,
immer dich im Arm halten,
trotz der Entfernung:

Das ist die Liebe
zu meiner Schwester.



Raubritter

Ich hab mich immer selbst überfallen,
hab mich immer selbst ausgelöscht,

hab meine eigene Burg in Brand gesetzt,
hab mich selbst niedergemetzelt.

Und wieder steh ich wie ein Fels
und richte Kanonen auf mich.

Und zünde nicht die Lunte:
Diesmal nicht:

Nie mehr.



Hoch hinaus

Könnt ich den richtigen Stock finden,
könnt ich den richtigen Gang finden,
könnt ich die richtige Tür finden,

könnt ich die Schuhe ausziehen
und barfuß zu dir laufen

in ein neues Glück.



Vergiss mich nicht
(für Ariana)

Schon wieder der Himmel so schwarz,
bedeckt vom Omen kalter Trauer,
Wasserwolken, Regenwolken.

Selbst der Mond findet ein Versteck
und blinzelt nur sehr lau auf die Welt,
Fadenlicht, Dämmerlicht.

Der Stern in meiner Seele leuchtet
und sein Strahlen leise spricht:
Ich bin hier, nah bei dir:

Vergiss mich nicht.



Männerfragen

Meine Haare locken sich um meine Schultern:
Ich hab sie lange nicht schneiden lassen,
höchstens am Ohr und im Nacken,
was gut aussieht, wenn ich sie
mit einem Gummi am Hinterkopf fixiere.

Aber bei der Hitze überlege ich doch,
sie wieder kürzen zu lassen,
weil sich die Nässe im Nacken staut.

Ein Dichter sollte andere Probleme haben,
aber ob ich ein Dichter bin,
noch nicht mal das
ist sicher ..



Zwangshandlung?

Ich frag mich schon heute,
wer noch zu mir steht,
wenn ich mal wieder ausraste

und mit einem Handstreich
alles vernichte, was mir lieb ist
und was ich mir aufbaute.

Das hat man mir früh eingeimpft:
Du darfst nicht glücklich sein.
Ich töte mich selbst

von Zeit zu Zeit.



Einzelprägung

Viele Menschen sind anders,
aber sie gründen keinen Club,

keinen Verein, keine Partei
und folgen keiner Bewegung.

Denn sie unterscheiden sich:
Jeder ist anders anders:

Jeder ist ein Unikat.



Individualisten

Es gibt viele “Steppenwölfe”
und sie erkennen einander:
Sie sind eine Gemeinschaft.

So liebe ich und leide ich
und kämpfe mit vielen
Seite an Seite.

Keiner ist wirklich allein.



Gegenspieler

Er sagt nichts:
Er setzt sich hin
und wartet

und wartet
und wartet
und wartet
und wartet
und wartet

.. bis du einen Fehler machst.



Mehrfachverwendung

An der Schwarzen Witwen sollten wir uns
als Verbraucher ein Beispiel nehmen:
Sie denkt sehr rationell und
findet in allem noch einen Zusatsnutzen:

Selbst beim Sex bekommt sie Hunger auf mehr ..



Vertrauen

.. ist ein Spiel: Wirf deine Kugel
und sieh, wohin sie rollt.

Wirf dein Vertrauen in die Welt
und warte auf Antwort.

Ich bin da,
mehr kann ich nicht sagen.



Rückblickend 

Wenn ich heute die Wahl hätte,
nochmal anzufangen
und meine Worte zu variieren,
würd ich wirklich anders handeln:

Viel extremer, brutaler, vernichtender,
denn die ich kritisch anging,
hat sich  als schlimmer rausgestellt,
als ich sie schon einstufte.

Das gibt mir zwar recht
und toppt meine Meinung,
aber ich bereue heute
meine sanften Worte.

Ich war noch zu gnädig.



Menschsein

Was andere Menschen über mich denken,
geht mich eigentlich nichts an:
Wär ich ein Engel,
wären mir Flügel gewachsen,
wär ich ein Teufel,
hätt ich Hörner.

Ich bin nur ein Mensch
wie du und du

und du auch.



Gegen das Seelenfeuer

Was tragen wir nicht alles an Ballast tief in uns mit,
das wir zum Teil fest in unserem Seelenkerker verschlossen halten.

Das Verdrängen aber kostet uns die meiste Energie,
die für anderes zur Verfügung stehen sollte.

Die einen flüchten sich in Depression, die anderen in Drogen,
weil sie nicht mal mehr einem Therapeuten trauen können.

Da ist das Schreiben eine gute Eigentherapie:
Schreibt alles auf, bleibt anonym, befreit euch schreibend.

Alle guten Werke der Weltliteratur sind Krankheitsgeschichten,
berichtet von Neurotikern, Neurasthenikern oder Psychopathen.

Tut es den Großen gleich:
Schreibt! Befreit eure Seele:

Schreibt alles auf
und schreit
eure Wut
raus

in blutgetauchter Tinte.



Seelenwunden

Wer schreiben will,
muss nicht tief in sich eintauchen:
Das Dringendste schwimmt immer oben.

Und wenn du das abbaust,
langsam, Stück für Stück,
endest du bald an den Wurzeln,

bei dem Verdrängten,
dem  sorgsam Verschlossenen,
dem Schmerzlichen, dem Trauma.

Du brauchst Mut und Kraft,
dich ihm zu nähern,
du musst dich überwinden:

Damit die ungeweinten Tränen
fließen können wie ein Fluß,
der lange gestaut wurde

und nun Befreiung finden kann.



Gesätes ernten

Bei Sonnenaufgang
die Einfälle der Nacht
in mein Blog formulieren:

Das ist mein Glück am Morgen.



Manchmal

.. dichte ich mir Flügel an
und hebe ab in die Lüfte,
entschwinge der Enge,

fliege über die Dächer,
über die Wälder,
über die Meere
auf eine Insel,

wo nur die Liebe regiert.


(inspiriert von Magnus Enzensberger: Der fliegende Robert)



Hinter den Worten

Ich muss nichts erfinden,
ich muss nur meine Seele öffnen
und meinem Herzen folgen

und mir beim Denken zuhören
und den Raum mit Worten füllen
zwischen Gefühlen und Gedanken.



Steppenwolf

Wenn du kein Rudeltier bist,
kannst du dich zwar
einem Rudel anschließen,
aber selbst das Rudel spürt,
dass du anders bist,
anders denkst,
anders fühlst,
nicht dazu gehörst

und grenzt dich aus.

(Der Titel “Steppenwolf” ist eine Anlehnung an Hermann Hesses gleichnamigen Roman)



Für Wahrheit und Gerechtigkeit

Ich bin ein Musketier:
Einer gegen alle!
Alle gegen einen!

Wenn man mal gelernt hat,
was kämpfen bedeutet,
ist man alleine stärker
als zu dritt

oder eine ganze Armee.



Flußauf

Wie muss das schön sein,
leicht und getragen
sich mit dem Strom
treiben zu lassen.

Ich kenn es gar nicht anders,
als gegen den Strom zu rudern,
kräftezehrend, aufreibend
und immer allein.

Aber auch frei.



Vertrauen ist ein Geschenk

Dafür könnt ich mir ständig
selbst in den den Arsch treten,
dass ich Menschen vertraut habe,
die es einfach nicht wert waren.

Und ich gehör noch zu jenen,
die trotzdem und weiterhin
jedem eine Chance geben,
weiter die Hand ausstrecken,

den Glauben nie verlieren.



Dummheit

.. kann ätzen wie Säure,
aber Säure kann man verdünnen.

Dummheit jedoch
tritt immer pur auf.



Mein Stern

In keinen Schubladen
muss ich dich suchen,
in keinen Schränken
dich vermuten,
in keinem Keller
nach dir stöbern,
keinen Dachboden
umdrehen nach dir,

denn du lebst hier
in meinem Herzen:

Näher als nah.



Borniert

Du Dummen haben manchmal Recht
und davon leben die Dummen
und dadurch atmen sie
und dadurch fühlen

sie sich klug.



Die Sehnsucht

..sucht immer das,
was sie entbehrt:

Sie sucht es dort,
wo sie Erfüllung hofft,

auch wenn nicht
immer offene Arme warten.



Wach auf!

Wenn ein Kumpel mich als Arsch bezeichnet,
dann weiß ich, dass ich mich wohl
wie ein Arsch benommen habe.

Das ist keine Beleidigung,
sondern ein Weckruf
unter Freunden.



Paranoide?

Manche Menschen leiden
unter einer herabgesetzten Toleranzgrenze:
Sie nehmen alles persönlich,
sind immer gleich beleidigt,
immer gleich eingeschnappt
und sehen den als Todfeind,

der es gut mit ihnen meint.



Nimm mich wie ich bin ..

Kein Mensch ist perfekt,
jeder Mensch hat auch seine Fehler,
seine Nachtseiten, seine Dunkelseiten,
seine ihm zugehörenden Schwächen.

Prüfstein für jede Freundschaft.

.. oder lass mich fallen.



Seelenstern
(für Ariana)

Wenn sich kein Stern am Himmel zeigt,
und die Nacht ganz dunkel bleibt,
verzweifel ich nicht gleich,
denn ich weiß:

Schließ ich die Augen sacht,
ist unser Stern erwacht.



Göttlicher Einhauch?

Inspiration führt immer zu
einer neuen, originellen Idee.

Wer andere Ideen nur übernimmt,
der ist nicht inspiriert,

sondern kupfert einfach nur ab,
auch wenn er eigene Stilmittel einsetzt

und das Vorgefundene in seinem Sinne
verändert und variiert.



Liebe

Manche horten Besitz an,
manche sind machtbesessen.

Aber wenn ich mich frage,
wozu das Leben da sei,
kann ich immer nur antworten:
Um zu lieben.

Die Liebe allein
schenkt dem Leben
ihren Wert.

Alles andere ist ein Irrtum.



Sternzeit
(für Ariana)

Wärst du mein Stern
und ich dein Stern,
würd ich die Mitte finden
zwischen Abstand und Nähe,
so dass wir beständen,
beide am Firmament.

Zwei Suchende suchend,
zwei Glaubende glaubend,
zwei Vertrauende vertrauend,
zwei Liebende liebend

die Wunder der Nacht.



Konfuzius sagt ..

Ich spreche nie in Zitaten:
Das Zitieren ist für mich
Sprachlosigkeit mit offenem Mund.



Mein Golgota

Du darfst nie mehr lieben,
denk an die Narben,
sagt mein Verstand.

Jede Narbe ist es wert,
sei sie noch so schmerzlich,
sagt mein Gefühl.

Lieber tausendmal gekreuzigt,
als einmal das Gefühl belogen,
sage ich.



Gefühle lügen nicht

Die Liebe im Internet
ist den gleichen Gesetzen unterworfen
wie die Liebe im sonstigen Leben.

Ich glaube an die Liebe
auf den ersten Klick.



Parallelwelt?

Das Internet ist keine andere Welt:
Das Internet ist die Fortsetzung
des alltäglichen Lebens.

Man lernt Menschen kennen,
schätzen, respektieren, lieben,
Freundschaften entstehen.

Das Internet erweitert die Fantasie,
den eigenen Horizont,
weitet Herz und Seele,

wenn man die richtigen Menschen trifft.



Seelenstern

Das Glitzern des Sterns
aus meinen Träumen
in der Nacht
ist das Leuchten
in meinen Augen
am Tag.

Mein Traumstern
entscheidet über das Glück:
Wenn er steht,
stehe ich,

wenn er fällt,
falle ich.



Bessermenschen?

Auch hinter dem Gutmenschentum
verbirgt sich eine Menge Aggression.
Aber wenigstens wird diese für
und nicht gegen die Gemeinschaft wirksam.



Sternenbrennen
(für Ariana)

Gerade die glühendsten Planeten
sind Lichtjahre auseinander entfernt
ans Firmament gesetzt:

Damit sie sich nicht
gegenseitig verbrennen.



Grenzenlos

Was sind die Menschen
doch manchmal so dumm,

trotz hoher Bildung.



Querdenker

Wär ich Massenkompatibel
mit meinen Gedanken,
so wäre ich weniger einsam,
aber nicht mehr ich.

Soll ich meine Gedanken
deshalb nicht mehr offenbaren?



Liebe

Zusammen untergehen
wie die Sonne am Ende des Tages.

Zusammen aufgehen,
wie der Mond am Anfang der Nacht.

Zusammen Tag und Nacht sein,
Hell und Dunkel, Anfang und Ende,

das ist Liebe.



Schulferien

Die Schüler beschweren sich
über den Schulstress,
aber über die vielen Ferien
hat sich noch keiner beschwert.



Zweifelsfrage

Ich frag mich, ob Menschen,
die mich gleich umarmen
und von Freundschaft reden,
wirklich mein Freund sein
oder mich nur für sich
vereinnahmen wollen.



Kopflastig?

Die sich ständig
vor sich selbst
rechtfertigen,
machen sich wohl ständig
vor sich selbst
recht fertig.



Feuerprobe

Ob es wirklich Freundschaft war,
weiß man immer erst hinterher.



Dreamland

Manchmal frage ich mich wirklich
und im Vollbesitz meines Geistes,
ob wir nicht unser Leben nur träumen.

Und ob wir nicht irgendwann aufwachen,
schweißgebadet, wimmernd und zitternd,
wo eine gütige Mutter uns tröstet:

Du hast nur schlecht geträumt:
Brudermord und Hungersnöte,
Sklaverei und Ausbeutung,

Hass, Neid, Intrigen usw.
gibt es doch gar nicht wirklich.
Es war nur ein böser Traum:

Alles ist gut.

(Die Überschriften sind eine Verneigung in Demut
vor Edgar Allan Poe)



Schöpfungstraum

Jedem Werk,
jeder Erfindung,
jeder Entdeckung
ging ein Traum voraus.

Und selbst das Leben,
selbst die Welt,
selbst das Weltall
entspringt dem Traum

eines Schöpfers.



Traumfähre

Der Mensch ist ein Augentier
und doch träumt er
bei geschlossenen Augen.

Und wenn die Welt
nur Wille und Vorstellung ist,
dann ist es der Traum auch.

Der Traum ist Realität
auf einer anderen Ebene,
aber für mich genauso real

wie die Wirklichkeit.



Mondlotze

Gestern dieser sternenlose Nachthimmel,
wo ich schlaflos von dir träumte,

dich herbeiträumte,
dir hinterher träumte,
mich zu dir träumte,

alle Sterne an den Himmel träumte.



Fernliebe

Schaust du um Mitternacht
in den vollen Mond,
dann kannst du meine Gedanken,
meine Gefühle zwar nicht lesen,
aber du kannst sie spüren.

Jedes Wort, dass ich dir schreibe,
findet seinen Weg zu ihm,
du musst dich nur öffnen,
an mich glauben, an mich denken.

Nie bin ich dir näher
und jedes meiner Worte ist Liebe,
ist inneres Verbrennen,

ist Seelenfeuer.



Mondauge
(für Ariana)

Frühere Menschen verehrten die Sonne
als eine Gottheit, die Leben schenkt:
Sie huldigten dem Tag.

Schau ich in den Sternenhimmel,
weiß ich sicher:
Auch der Mond ist Ausdruck
einer höheren Macht,
die ein Auge auf uns wirft.

So sind wir behütet
bei Tag und bei Nacht.



Nachtgeschenk
(für Ariana)

Dass die Natur nachts schlafe,
heißt es immer
und sich erhole für den nächsten Tag.

Doch wenn ich blicke
in den sternenblühenden Nachthimmel,
seh ich ein buntes Lichterfeld
größer als millionen Blumenwiesen.

Brech ich dir eine Blume aus dem Garten,
schenke ich dir totes Kraut.
Benenn ich einen Stern nach dir,
wirst du ewig mit ihm leben.



Sternenhimmel
(für Ariana)

Schlafen die Sterne am Tag,
damit sie in der Nacht fit sind,
unseren Weg zu beleuchten
aus abertausend Lampen?

Nein, Sterne schlafen nie:
Sie stehen immer am Himmel,
nur sieht man sie nicht bei Tag,
weil die Sonne alles überstrahlt.

Als mir das wieder mal
spontan bewusst wurde,
schaute ich unwillkürlich
nach oben ins helle Tageslicht

und dachte an dich.



Nachtkinder
(für Ariana)

Wenn sich nachts
alle Blicke treffen könnten,
die sich im Weltall sammeln,
wäre das eine geballte Masse Einsamkeit.
Aber keiner wäre mehr allein.



Mein Stern

Die Nacht ist ehrlicher als der Tag,
je dunkler, desto ehrlicher,

denn die Farben des Tages
sind nur vom Licht gezeugte Illusion.

In der Nacht bin ich nah bei dir:
In der Nacht strahlt dein Stern über mir.



Sündenbock

Der Mensch braucht immer einen,
der schlechter ist als er selbst,
damit er sich besser fühlen kann.



Sterntaufe

Wenn es Nacht wird
und ich in den Sternenhimmel sehe,
weiß ich nicht, was du tust.

Aber dem kleinen blinkenden Stern
oben rechts habe ich
deinen Namen gegeben.

Und solange der blinzelt,
weiß ich sicher:
Alles ist gut.



Ausgegrenzt

Auch mich wollte man schon mobben,
aber ich lache darüber
und kann die Mobber humorig
ad absurdum führen,
so dass sie ihr eigenes Opfer werden,
weil ich sie verbal vorführe,
an der eigenen Nase fasse.

Aber wieviele Menschen sind ausgeliefert,
können sich nicht wehren,
nehmen die Anwürfe allzu schwer,
leiden darunter lange Zeit,
müssen gar in Therapie.

Für mehr Menschlichkeit plädieren hilft
hier leider nicht mehr.
Jetzt müssen die Gesetzte greifen,
auch im Internet.

Aber bis dahin:
Wehrt euch: Ihr seid nicht allein.
Lasst euch nicht gefallen,
was ihr euch nicht gefallen lassen müsst.

Ihr seid wertvolle Mensch:
Lasst euch nichts anderes einreden.

Ich bin auf eurer Seite.



Schülermobbing

Schüler haben heute alles,
was sie brauchen
und noch vieles darüber hinaus.

Ich frag mich nur,
warum sie so egoistisch sind,
warum sie so feindselig sind,

warum sie keine Demut kennen,
warum sie einen mobben,
der anders tickt als sie selbst,

warum sie einen fertig machen,
der ihnen nichts getan hat.

Warum?



Endlösung

Oft gibt es keine andere Lösung,
als sich aus einer Bindung zu lösen.
Das kann eine lange Geschichte sein
oder über Nacht geschehen,

ist aber oft die einzige Lösung,
die alle Probleme löst,
auch wenn jede Trennung
tiefen Schmerz verursacht,

als Beweis für die Echtheit
der empfundenen Gefühle,
die sich auch danach
nicht leugnen lassen,

weil sie der Grundstein waren
für das Zusammensein.



Neubeginn?

Einen Lebensabschnitt abschließen
und eine neue Seite aufschlagen,
kann nur wirklich gelingen,
wenn du alle vorherigen Kapitel
als zu dir gehörend akzeptierst.

Dein Lebensbuch ist nicht zu fälschen,
denn jeder Abschnitt war nötig,
um der Mensch zu werden,
der du heute bist

Im Guten und im Schlechten.



Seelenschützer

Wenn ich mich mal verliere,
sucht mich das Kind in mir
und findet mich
und umarmt mich
und bringt mich Heim

zurück zu mir.



Druckentlastung

Wenn mein Kessel kocht,
muss ich heraussprudeln lasse,
was den Druck verursacht,

indem ich ihn leerschreibe.



Determiniert?

Jeder Mensch ist das Resultat aus Faktoren,
die er nicht zu verantworten hat.
Zu verantworten hat er nur,
was er daraus macht.

Dafür ist er allein verantwortlich,
nicht die Umstände.



Charakterstudie

Die einen geben ihr Leid weiter:
Ich wurde getreten, also trete ich dich.

Die anderen stoppen den Kreislauft:
Was ich gelitten hab, sollst du nicht leiden.

Ich geb nicht weiter, was mir angetan,
weil ich nicht sein will, wie du bist

in deiner blinden Wut.



Salztinte

Vieles macht mich sprachlos,
aber nicht wortlos. Im Gegenteil:

Wo sich der Kehlkopf verschnürt,
da huschen Finger über Tasten,

da weinen Worte auf Papier.



Urvertrauen

Alles kann man mir nehmen,
mich demütigen, verletzen,
nur meinen Glauben an das Gute nicht.

Mit Märchen bin ich aufgewachsen,
wo immer nur das Gute siegt,
am Ende immer triumphiert.

Obwohl ich manchmal zweifle,
so weiß ich sicher doch,
dass dies kein Märchen ist.



Liebe geben

Wenn es einen Sinn
im Leben gibt,
dann ist es Liebe,
weil Liebe immer gibt

und weil das Geben
auch ein Sinn des Lebens ist
und weil nur Liebe
immer geben kann.

Wer niemals wirklich liebt,
kann niemals wirklich geben,
kann niemals wirklich nehmen,
was nicht zu kaufen ist.



Was bleibt

.. ist nur der Schmerz
und die Erinnerung.
Und die Erinnerung
verursacht wieder Schmerz.

Und doch erinnert mich
der Schmerz daran,
wenn auch das Glück
vergangen ist:

Ich durfte lieben.



Seelenglanz

Verletzen kann man meine Seele,
aber ihr Licht niemals löschen.
Jede Narbe streut Strahlen
in die Dunkelheit hinaus

und jeder Strahl erhellt die Nacht
und sucht nach Reflexion
und wird zurückgeworfen
irgendwann in mich.

Und es wird Tag.



Distinguiert

Ist dir schon mal aufgefallen,
dass sich manche Menschen
bis zur Unhöflichkeit höflich geben?

Zu sagen, was man wirklich denkt,
ist manchmal freundlicher.



Folgenschwer

Je mehr Honig sie
dir ums Kinn schmieren,
desto bitterer
wird es schmecken,

wenn sie merken,
dass du ihren Erwartungen
nicht geneigt bist
zu folgen.



Lobgehudel

.. bringt keinen Künstler weiter:
Schonungslose Kritik
ist das Einzige,
was ihm wirklich hilft:

Sie muss hart,
aber gerecht sein.

Dann nützt sie vor allem
seinem Werk:

Man lernt auch durch andere.



Mobbing

Ein gemeinsamer Feind
verbindet die Menschen:

Immer drauf auf
den Prügelknaben.



Fairplay?

Beim Anstehen
um den Anstand,
standen wohl manche
umsonst an.



Abgeglitten

.. in den Schatten,
lassen die Menschen
den schnell fallen,
dem sie im Licht noch
ihre Liebe schenkten.



Gefühlssache

In der Trauer
sucht man keine Belehrung,
sondern Trost.

Kluge Sprüche helfen hier wenig.



Der letzte Romantiker
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