Aphorismen 10
(92 Texte )



Du bist mein Blut

Immer halt ich dich im Arm,
immer trag ich dich in der Seele,
immer ist mein Herz bei dir.

Immer heb ich dich in Gedanken,
immer bist du an meiner Brust,
immer lebst du in mir.

Heute und in hundert Jahren,
weil Gefühle niemals sterben
und selbst den Tod überdauern,

der noch lange warten muss,
aber wenn einer geht,
folgt der andere ihm nach:

Verbunden in der Ewigkeit:
Du und ich in einer Liebe,
die nie vergeht,

niemals endet.



Diese und jene

Ich weiß manchmal nicht,
wem ich mehr gram sein muss:
Denen die sich überall einschmeicheln
oder jenen, die darauf hereinfallen.



Menschlich enttäuscht

Mancher erweist sich unwürdig
eines gegebenen Vertrauensvorspunges.
Doch ist es besser,
man merkt es nach vier Monaten,
als erst nach vier Jahren.



Liebe lebt

Die Frau mit der ich
seit Monaten Liebesgedichte
austausche hat mir geschrieben
als Antwort, dass ich sie
zu kalt empfinde:

Virtuelles Gekuschel
und Liebesbeteuerungen mit Fremden,
die ich nicht kenne
und die mich nicht kennen,
dazu noch öffentlich
in Kommentarfunktionen
sind mir fremd und suspekt,
da hast du Recht.

Dabei schrieben wir uns
immer von Seelenverwandtschaft
und Übereinstimmung
im tiefsten Herzen.

Jetzt bin ich plötzlich
ein Fremder, den sie nicht kennt.

Ich bin geplättet.



Geschriebene Worte

Ich bin kein guter Poet,
ich bin nicht Rilke oder Hölderlin,
bin nicht Goethe oder Schiller:

Ich bin nur ich
und schreibe wahre Worte
und leide wie Rilke oder Hölderlin
und Goethe oder Schiller.

Und schreibe meine Worte
in die Nacht.



Sternenseele

Was sind das für Menschen,
mit denen du lange kommunizierst
und dir dann signalisieren,
dass du ein Arschloch bist?



Leben

Du wirst reingeworfen
und du wirst rausgenommen,
und wenn du drin bist,
ernährst du dich
von fremden Lebewesen.

Du kaust und speichelst ein,
du verdaust fremdes Leben
und kannst nicht anders sein.



Seelenspaltung

Man redet so oft
von der gespaltenen Seele,
dabei gehören beide Hälften zusammen,

sind nur Ausdruck
der Dipolarität im Menschen,
der hell und dunkel in sich vereint.



Sticheln

Ich stichle gern,
ich provoziere gern
und meine Stiche
treffen nicht den Körper.

Doch jeder Stich,
der Haut nicht trifft,
der trifft dich innen,
trifft dich in der Seele.

Doch richtet sich
einjeder Stich
auch gegen mich,
weil ich dich töte,

somit mich.



Weltraumkater

Die Katze ist seit Tagen verschwunden
und der Kater sitzt am Anfang der Straße,
trauert und wartet.

So sitze ich am Ende der Milchstraße,
maunze mein Leid ins Weltall
und spitze die Ohren,

fahre sie aus wie Antennen
in den Äther über mir:

Kommt ein Wort von dir?



Wiederholungszwang

Zur Zeit ist überall November:
Auf der Erde und am Himmel
und in in den einsamen Herzen.

Manche stehen in der Küche
und backen schon Plätzchen,
andere sitzen mit dem Schal
und frieren doch aus der Seele,

weil sie immer noch wieder
die gleichen Fehler machen,
die sie nicht machen wollen,
aber zwanghaft machen müssen,

denn sie dürfen nicht glücklich sein.
Auf ihrer Stirn steht eingebrannt
seit ihrer Geburt:

“No Chance”.



Ich bin ..

Ich bin manchmal brutal,
ich bin manchmal grausam,
ich bin manchmal gnadenlos,
ich bin manchmal bestialisch,
ich bin manchmal unbarmherzig
ich bin manchmal erbarmungslos

.. ehrlich.



Novembermorgen

Jeder neue Tag,
jedes neue Erwachen
– wenn der Frustfrost der Nacht
dem Licht der Seelensonne weicht,
die obschon müde und traurig,
doch ihre Strahlen hell
durch Gemütswolken bricht -
ist wie ein neuer Frühling
für die kranke Psyche,

wo Sommerhoffen nie erstickt
und jeder kleinste Funke
glüht und wärmt

und ewig wirkt
wie eine Träne im Meer
der Erinnerung

an dich.



Chaos überall

Borderliner und Helfersyndromler
gehen in den Blogs eine Symbiose ein,
helfen sich gegenseitig:

Die einen Jammern ständig,
damit die andern trösten, beschwichtigen
und beruhigen können.

In schlechten Zeiten
müssen sich mehrere Helfersyndromler
einen verzweifelten Borderliner teilen.

Da blüht der Borderliner auf
und droht resignierend mit Abschied,
mit Abgang, mit Löschung des Blogs

und alle Helfer bitten ihn zu bleiben,
als ging es um die eigne Existenz,
um die es ja auch wirklich geht:

Ein Spiel, das niemals endet.



Homonym

.. ist die Bezeichnung für ein Wort,
das bei gleicher Schreibweise
für verschiedene Begriffe steht:

Etwa “Posen”
für die Universitätsstadt in Polen
oder “Posen”
für  betonte Körperhaltungen.

“Possen” wäre also kein Homonym
zu “Posen”, weil es anders
geschrieben wird.

Aber Possen gibt es auch in Posen,
genau wie in Brüssel
oder Niederkassel.

Wie ich darauf wohl komme?



Herbst, lautlos

Von Herbst spüre ich nichts,
aber danke für deine Worte,
denn mir bestätigt der Kalender:

Es ist Herbst und du hast Recht:
Bedichten wir den Herbst,
denn Winter kommt sowieso

.. irgendwann im Sommer.



Schwerter zu Pflugscharen ..

In der Natur
bleibt den Tieren bei Gefahr
nur Kampf oder Flucht.

Der Mensch verfügt
über eine dritte Option:
Er kann Reden.

Kampf ist Gewalt,
aber die Flucht,
ohne den Versuch zu reden,

ist ebenfalls Gewalt,
wenn auch indirekt
und unterschwellig.

.. Adrenalin zu Worten



Stille Nacht

Die Nacht ist still
und Waffen ruhen hier
und keiner schreit
und keiner wird ermordet.

In einem andren Land
ziehn Fremde ein
und plündern aus,
vergehen sich an Kindern.

Und keiner schreit
und keiner weint,
bis morgen früh,
die Zeitung uns macht

wieder mal betroffen.



Unterschied?

Ob ein Mensch eine Verbindung,
eine Gemeinschaft, eine Staatsform
freiwillig aus eigenem Antrieb verlässt,
oder ob er dazu gezwungen wird,
das ist der Unterschied
zwischen Freiheit und Zwang,
zwischen Freiheit und Bevormundung,
zwischen Freiheit und Unfreiheit.



Mein Herz für dich

Es sind nicht meine Tränen,
die mich bedrücken,
es ist nicht meine Trauer,
die mein Leid begründet,

es ist die Sorge um dich,
die den Schmerz ausmacht,
den ich in mir trage,

wie eine Glut, die nicht verlöscht,
solange es dir nicht gut geht

und ich nicht weiß,
dass es dir
gut geht.

Trotz allem.



Warten auf ein Wort

Du bist gegangen und
wenn du zurück kommst,
wirst du eine andere sein.

Nie mehr werde ich finden,
was ich verloren habe,
nie mehr glücklich sein.

Aber ich werde immer warten,
immer Hoffnung tragen,
immer offen sein,

auf und für ein Wort.



Systemwiderherstellung

.. durch Rücksetzung des Datums
gibt es nur am Computer.
Im Zwischenmenschlichen
bleibt jeder Fehler bestehen.

Das ist ein Fehler
in der Programmierung Gottes.

Durch Beichten allein
krieg ich dich
nicht zurück.



Aufgeben

.. muss man im Leben vieles,
aber es gibt Dinge,
die gibt man niemals auf,

egal was kommt,
egal was passiert,
egal wie es passiert.

Was man später aufgibt,
das hat man auch vorher
schon aufgegeben,

oder niemals dran geglaubt.



Manchmal

.. ist das nur ein Hilferuf,
was so anders sich liest,
was so anders sich anfühlt,
was so anders berührt,

was so anders gemeint ist.



Hölderlins Turm

In den Kleinanzeigen
stand geschrieben,
in Hölders Turm
sei ein Zimmer frei.

Das ist die gute Nachricht.



Du bleibst in mir

Solange du atmest,
behältst du das,
was du tief in dir trägst,

denn der Raum in dir
ist genauso groß
wie der Raum über dir

und er ist belebt
von dem, was war
und niemals vergeht,

solange Erinnerung lebt.



Alle

Alle dürfen mal spinnen,
alle dürfen mal ausflippen,
alle dürfen mal überreagieren,
alle dürfen mal Dampf ablassen,

nur ich werd gleich
für immer verlassen,
allein gelassen in dieser,
vom Mammon beherrschten Welt.



Immer voran

Tja Leute, ihr seht:
Ich beschäftige meinen Geist,
wenn ich schon nachts nicht schlafen
und tagsüber nicht Essen kann,
mache Spaziergänge durch die Straßen,
auch wenn ich Hochhäuser
und Brücken meiden muss
und mich die Würmer im Bauch
bald gefressen haben ..



Am Anfang war das Wort ..

Es mag ja sein, dass die Sonne verglüht,
irgendwann in ferner Zukunft
und das Weltall wieder zusammen triftet
zu einer festen, klumpigen Masse,
wenn denn wirklich etwas dran ist
an der bekannten Urknalltheorie,

aber nichts was irgendwann war
– einschließlich jeden kleinsten Gedankens,
den der unbedeutendste Mensch
in der dunkelsten Stunde hegte –
kann ungeschehen gemacht werden
und ist für immer eingeschrieben
ins ewige Buch des Lebens,

selbst wenn dies nie einer lesen wird
und das Platzen der kleinsten Seifenblase
wird dort genauso registriert
und eingeschrieben in die Zeit sein
wie das Zünden und Entflammen
der Atombombe über Hiroshima.

.. am Ende wird es bleiben.



Indoktrination

Der Druck von außen,
sich freiwillig zu bekennen
zu einer Sache,
ist eine sehr subtile Art
des Zwanges.



Gewalt

.. ist alltäglich:
Sie beginnt schon
im Mutterbauch.



Machtmissbrauch

Wer mir heute erzählen will,
dass Gewalt kein Mittel ist
zur Durchsetzung von Macht,
den frag ich:

Warum gibt es zur Zeit
mehr Kriege auf der Welt
als zu allen Zeiten?

Und wie kann man
sie beenden ohne Gewalt?



Misstrauen

Das ist wohl auch so eine Art Paranoia,
dass manche Menschen immer
zuerst das Negative sehen,
ohne dem Positiven überhaupt
eine Chance zu geben.



Diese Liebe

.. ist wohl wenig wert,
die sich nicht bekennt,
die sich nicht zeigt
vor Gott und der Welt

und niemals Flagge zeigt
und immer sich versteckt
aus Angst vor Entdeckung.

Diese Liebe ist keine Liebe.



Liebesmelodie

Wenn die Musik aus ist,
weil der Strom ausfällt,
läuft die Melodie weiter
in deinem Hirn.

Deine Hände
schlagen den Takt
und deine Beine
wippen mit.

Das Lied ist niemals aus,
solange die Melodie
in deinem Kopf
weiterläuft.



Taekwondo

Ich trage den schwarzen Gurt
nicht als Trophäe,
den ich einem Älteren
dadurch abgenommen habe,
dass ich ihn besiegte,
sondern ich trage ihn
als Mahnung,
dass Gewalt immer
das letzte Mittel ist.



Jahreszeiten

Die wahre Liebe ist die,

die im Frühling wirkt,
die den Sommer überdauert,
die im Herbst noch besteht
und im Winter nicht untergeht,

denn die Liebe ist
die fünfte Jahreszeit,
die immer lebt,

wenn man liebt.



Liebe

Mal tastet sie vorsichtig,
mal spurt sie nach vorn,
mal hält sie sich zurück,
mal setzt sie alles.

Mal bleibt sie bescheiden,
mal klagt sie ein,
mal besetzt sie,
mal gibt sie frei.

Mal lebt sie einfach,
und will einfach sein.



Sternenkinder

Jedes Gedicht an dich
ist ein Kind von dir und mir,
weil ich dich liebe
und jedes Gedicht an dich
ist ein junger Stern,
in den Himmel geschrieben
für alle Zeiten.



Hungerkünstler

Hunger ist der beste Koch.
Was für die Kochkunst zutrifft,
das trifft auch auf die Dichtkunst zu:

Hinter jedem ernsthaften Gedicht
steckt auch der Hunger nach Liebe.

(Ein älterer Text, rausgesucht zum Thema:
“Warum schreibe ich?”)



Mit dem Südwind zu dir

Wenn dich der Wind umfängt,
schau ihn ruhig an,
denn er trägt meine Augen zu dir.

Wenn dich der Wind umfängt,
gib dich ihm hin,
denn er trägt meine Lippen zu dir.

Wenn dich der Wind umfängt,
schließ nicht die Tür,
denn er trägt meine Wärme zu dir.

Wenn dich der Wind umfängt,
öffne dein Herz,
denn er trägt meine Liebe zu dir.

Wenn dich der Wind umfängt,
weis ihn nicht ab,
denn er trägt mich zu dir.



Selbstgespräche?

Wer nie mit sich selbst spricht,
der nimmt sich nicht ernst genug.



Award in Ketten

Wer einen Kettenbrief als Blog-Award tarnt,
der rechnet mit der Eitelkeit der Blogger
und lacht sich ins Fäustchen,
wenn alle drauf reinfallen
und zuletzt alle den Award besitzen,
der sich dadurch selbst ad absurdum führt,

denn je mehr Blogger diesen erhalten,
desto weniger wird er wert.



Die Blogs

.. der Spießer und Scheinheiligen,
der aufgesetzten Vornehmtuer,
und doppelmoraligen Heuchler,
werde ich künftig meiden.



Körperfotos

Die Fotos der nackten Haut
einer schönen Frau
können niemals anstößig sein,
höchstens Anstoß erregen.



Liebe

Über allen Erhebungen,
über allen Hügeln,
über allen Bergen

ist die Liebe das Höchste,
was ein Mensch erklimmen kann.



Gereimte Wahrheit

Ficken ist so wunderschön:
Wir tun es gern im Liegen,
denn wenn wir es im Stehen tun,
wir Wadenkrämpfe kriegen.



Poems für mich

Manche Kritiker meinen,
ich sei kein Dichter,
aber dies ist mir egal,

weil ich die Dichter gelesen
und beschlossen habe,
nur noch so zu schreiben,
wie ich es gerne lesen möchte.

So schreib ich mir,
was ich gern lese
einfach selbst zu.

Und bin zufrieden damit.



Dein Gesicht

.. kenne ich nicht,
aber wenn ich nachts
in den Himmel schaue,
lacht es mir zu.

Es ist über mir,
wenn ich schlafe
und es ist über mir,
wenn ich wache,
denn es ist der Stern,

der in meinem Herzen lebt.



Seelenfreundin

Fühlen dich in mir
und spüren den Gleichklang
unserer Seelenharfen
über alle Entfernung,
über alle Mauern und Zäune,
über alle Grenzen hinweg,
als gäbe es diese nicht,
das ist gelebte

Seelenverwandtschaft.



Seelenharmonie

Wenn zwei Seelen sich spiegeln
im Takt, im Rhythmus
derselben Melodie,

dann steht die Zeit plötzlich still
und nichts atmet mehr
für diesen Moment:

Welt und Weltall versinken
in der Unendlichkeit
des ewigen Seins.

Und alles ist Musik,
ist Harmonie,
ist Liebe.



Kunstvoll oder künstlich?

Die beste Sprache ist die klarste:
Wer sich abgehoben ausdrückt,
wirkt schnell aufgesetzt,
wirkt schnell gestelzt.

Deshalb schreib ich wie gewachsen
und wems nicht passt,
der lecke mich am Ärmel,

denn da beißt der Hund kein Faden ab.



Trunkener Poet

Immer noch trunken,
schon wieder trunken,
betrunken, besoffen,
angeturnt und zugefixt

von Liebe, Musik und Poesie.



Grenzenlos

Alle Menschen träumen von der Freiheit,
dabei ist der Traum selbst die Freiheit,
denn im Traum gibt es keine Grenzen.



Jede Seele lebt

.. in ihrem eigenen Seelenraum,
liegt in ihrem eigenen Seelenbett,
zieht ihre eigenen Traumfäden.

In getrennten Betten
träumen unsere Seelen:

Träumen sich in die Wolken,
träumen sich in den Weltenraum,
träumen sich zueinander
träumen sich ineinander,
finden sich im Traum
des anderen

und rücken die Betten zusammen.



Leidenskünstler

Manche Menschen finden
immer Grund zum Jammern:

Das eine Problem ist gelöst,
schon stellt sich das nächste für sie ein.
Es ist ein neverending Game
und geht bis zum Lebensende.

Dabei geht es nicht um das Problem selbst:
Es geht um die Aufmerksamkeit,
die man dadurch bekommt.



Frühstückspause

Arbeitspausen sind für mich
wie das Aufstehen
und für ein paar Minuten
rauskucken aus der Scheiße,
in der man sonst sitzt.



Du und ich

Wenn zwei Seelen sich wärmen,
kann das Eis der Antarktis
ihnen nichts anhaben.



Glück

.. besteht aus den wenigen Momenten,
wo das Herz sich öffnet und die Seele frei fliegt
und auflebt über allem Unmut,
den das Leben mitbringt



Ergründen

.. die Weite des Abendhimmels
und zwischen alle Sterne
deinen Namen
ins Blaue träumen.

Leuchtend und strahlend,
die Nacht erhellend
wie ein Wetterleuchten:

Ariana.



Viel zu tun

Der Mensch tut vieles,
allein deshalb,
weil er es tun kann.

Ein Tier tut nur,
was es tun muss.



Am Ende der Illusion

Jeden Weg kann man
gemeinsam gehen
und an jeder Wegkreuzung
kann man sich trennen
und einsam weiter wandern,

nicht verbittert,
aber desillusioniert,
enttäuscht und allein.

So ist das Leben.



Sternenglaube

Über den Wolken schaut
immer ein Stern,
der dich beschützt.

Er zeigt dir den Weg
und bleibt bei dir
in jeder Not.

Ein Stern strahlt zart über mir,
ein Stern will ich sein
auch dir

und niemals untergehen,
immer leuchten
für dich.



Die Masse

Wenn sie spürt,
dass sie dich
nicht vereinnahmen kann
und dass du
ihr verlogenes Spiel
nicht mitspielst,
grenzt sie dich
gnadenlos aus.



Reduzierte Blogpause

Da ich ab morgen länger arbeite,
sehe ich mich leider gezwungen,
meine Blog-Aktivitäten einzuschränken
bis der zusätzliche Weihnachtsaufwand
in der Firma wieder wegfällt.

Meine Missgünstlinge
werden sich freuen,
die mich lieben,
werd ich im Auge behalten.

Liebe Grüße Sven



Märchen ..

Zu Pferd kam ein Ritter,
gar edel und fein,
er sah sie am Fenster,
dacht': Die muss es sein!

Er spürt’ ihren Liebreiz,
verliebte sich gleich,
denn Ritter sind hart,
im Herzen doch weich.

Rapunzel, Rapunzel,
die Haare lasst droben:
Ihr habt euren Zopf
gar herrlich gewoben.

Doch fehlen fünf Meter
bis auf den Boden:
Ich suche den Eingang
und komm’ dann noch oben.

Wer seid ihr mein Herr?
Was sprecht ihr mich an?
Hat Erlkönig mir
nicht genug Leids getan?

Wir dachten ja alle,
das Kind sei tot:
Doch lebt ihr im Turm
bei Wasser und Brot.

Ich will euch befreien
aus kalter Fels Mauer,
und leg’ mich dazu
jetzt gleich auf die Lauer.

Und kommt dann der Schließer,
verschon’ ich ihn nicht
und nehm’ ihm den Schlüssel
und führ’ euch ins Licht.

(Ein Ritter hält immer,
was er verspricht.)

.. werden wahr.



Sommerzeit

Was nützt es mir,
dass abends die Sonne
ne Stunde länger scheint,
wenn ich ne Stunde früher
ins Bett muss,
weil ich morgens ne Stunde
früher raus muss?



Farce Sommerzeit

Was nützt mich die Sommerzeit,
wenn ich abends genau die Stunde
früher ins Bett muss,
die es länger hell ist,
damit ich morgens
ne Stunde früher raus komm:
In der gefühlten Mitternacht
verschlafen in die Dunkelheit.



Seelenatmen

Was dich belebt
und aus dir strömt,
was in dir wirkt
und kreist und drängt,
ist Liebesfühlen,
Seelenhauch,
der deine Sehnsucht
zu mir lenkt.



Metron ist tot

Nur die Trauerweide trauert weiter,
sonst weint keiner eine Träne.

Ich mag eigentlich nicht dieses Gleichklanggeklingel,
was die Alten Klangfarben und Metrum nannten.
Ist obsolet, man kann es weder hören noch mehr lesen ..

Gedichte müssen klingen,
als seien einem die Worte
gerade aus der Luft zugeflogen,
unauffällig, leicht, schwebend ..



Paranoide?

Manche Menschen
verstehen nicht nur alles falsch,
was man falsch verstehen kann:
Sie legen auch alles gegen sich aus
und sind gleichzeitig höchst erbost darüber.



Das Gedicht

Nicht der Reim
macht das Gedicht.

Nicht der Klang
macht das Gedicht.

Nicht das Metrum
macht das Gedicht.

Nicht die Versform
macht das Gedicht.

Nicht der Rhythmus
macht das Gedicht.

Nicht die Metapher
macht das Gedicht.

Nicht die Symbolik
macht das Gedicht.

Das Gefühl macht das Gedicht.



Nahe Ferne

Es tut weh,
alleine einzuschlafen,
wenn ich weiß,
dass wir nur einen Flügelschlag
auseinander wohnen

und nicht in verschiedenen Zeitaltern,
du also kein alter Grieche bist
und ich kein alter Römer.



Erinnerung

Erinnerst du dich an den Stern,
den ich nach dir benannte:
Jede Nacht schwebt er über mir
und am Tag trag ich ihn
in meinem Herzen,
wie man das im Herzen trägt,
was man liebt

und niemals verlieren möchte.



Du bist alles

Hinter dem Mond bin ich gewandert,
auf allen Sternen hab ich gesucht,
jede Milchstraße hab ich abgegrast,

um dich endlich zu finden,
die mir alles bedeutet,
die mir alles ist

und mich nie mehr verlassen darf,
damit ich nur noch lebe

mit dir und in dir
und durch dich
für dich.



Seelenblatt

Das fallende Blatt
in all seiner Ruhe,
ist das schönste Bild,
für eine Liebe,
die in der Stille
lebt und wirkt.

Wie das Blatt
auf den Boden fällt,
langsam und trudelnd,
fällst du zu mir
in den Boden
meines Herzens.



Götterdämmerung

Ich frag mich heute noch,
wenn ich den Edelkitscher Rilke lese,
diese Verzärtelten-Lyrik
und sein Gedicht:
‘Zum Einschlafen zu sagen’,
welches Ding sich im Dunkeln
bewegen könnte,

wenn nicht sein eigenes?



Herbststurm
(Für einen Wettbewerb, an dem ich nicht teilnehme)

Eigentlich wollte ich mich nur kurz wegen des Regenschauers unterstellen, als ich die Drogerie betrat.

- “Was ist ihr Lieblingsduft”, fragte eine animalisch blonde Stimme hinter mir.

- “Eau de Muschi”, antwortete ich leicht genervt.

- “Mit oder ohne Zerstäuber?”

- “Kleines Schwarzes, slipless”

Da staunte ich nicht schlecht, als die Dame plötzlich im kleinen Schwarzen vor mir stand und ihren Slip über dem Zeigefinger kreisen lies.

Der Herbst ist wirklich die schönste Jahreszeit.



Künstlertum

.. ist mehr,
als hin und wieder
ein Tabu zu brechen
oder einen Gott
vom Thron zu stoßen,

obwohl auch dies
dazu gehört.



Strichkunst
(für Susanne Haun)

Es ist enorm,
was ein Mensch
mit einfachen Strichen
alles schaffen kann:

Gerade Striche,
gebogene Striche,
geschlängelte Striche,
gekrakelte Striche,
klare Striche ..

und doch ist es am Ende
viel mehr als Striche

und all das begann
vor tausenden von Jahren
in einer der Höhlen
unserer Vorfahren.



Stumme Schreie

Nichts ist lauter
als das Schreien der Stille
im Haus des Einsamen.



Ponyhof

Wem das Leben nicht als Ponyhof vorkommt,
den kann ich trösten:

Als Kind war ich auf einem Ponyhof
und musste erkennen:
Nicht mal der Ponyhof
ist ein Ponyhof.



Für einen anonymen Kritiker

Nur Liebesgedichte schreibe ich,
in romantischer Manier,

alles andere ist Makulatur,
sind beredte Randnotizen,
sind gefällige Wortspiele,

sind Selbstgespräche eines Einsamen
in freien Rhythmen

und da mach ich mir
auch schon Gedanken

um jede Zeile,
um jedes Wort,
um jede Silbe,
um jeden Vokal,
um jeden Beistrich,

um jede Leerzeile.



Meine Lyrik

Die Poems an dich
sind die einzigen Texte,
die wirklich zählen,
weil nur hier Gefühle
meine Worte lenken
und Lyrik muss reines,
nachfühlbares Fühlen sein.

So finden deine Texte
immer gleich die Pforte
zu meinem sehnenden Herzen,
direkt und ohne Umweg.

Du bist wundervoll,
deine Texte sind wundervoll,
dein Blog ist wundervoll.

Ich knie vor dir
in stiller Bewunderung
und küsse den Boden,
auf dem du wandelst.



Volksweisheit

Die Liebe beginnt im Frühling
und endet mit dem Sommer,
aber wenn die Liebe
im Sommer beginnt
und den Herbst überdauert,
kann der Winter ihr nichts anhaben.

Das ist eine alte Volksweisheit,
die ich eben erfunden habe

für uns.



Herbststille

So leise und trunken,
wie das erste Herbstblatt niedertorkelt
so leise und trunken
ruft meine Seele nach dir,

wenn alles leise und trunken vergeht
und du nicht hier

bei mir.



Seelenverbunden

Dir in die Augen schauen
und deine Seele zu erkennen,
dazu brauch ich keine Augen.

Deine Herzensmelodie
in meinem Herzen zu hören,
dazu brauch ich keine Ohren.

Dich als realen Menschen
fühlend zu erfassen,
dazu brauch ich keine Hände.

Dazu reicht mir eine Seele.



Fühlen versus denken

Tiere denken in Bildern,
die ersten Menschen dachten in Bildern
und deshalb träumen wir in Bildern
und fantasieren in Bildern.

Bilder sind gekoppelt an Gefühle:
Jedem Ding ist ein Gefühl zugeordnet.
Gefühle kommen aus der Erfahrung,
Erfahrung speichert im Unbewussten.

Das Unbewusste sendet Emotionen,
die unsere handeln steuern sollen.
Emotionen enthalten ein Wissen,
das dem Verstand nicht zugänglich.

Gefühle sind Verstand auf hoher Ebene,
die man intellektuell unterdrücken,
aber niemals überhören kann
und sie berücksichtigen Argumente,
der der bloße Geist übersieht.

Oft weiß man etwas schon sicher,
bevor man es geistig verifiziert hat.
Bei Tieren nennt man das Instinkt,
was der Mensch verloren gab,
als er sich seiner bewusst wurde.

Und doch fühlen wir intensiv,
etwa wenn wir uns verlieben
und spüren die unsägliche Kraft
aus unserem tiefsten Innern
tätig nach außen streben.

Liebe macht blind, so der Volksmund:
Weil der Verstand dann aussetzt
und Schmetterlinge dich tragen
über ein duftendes Rosenfeld
aus purer Emotion.

Ich möchte immer blind sein.



Wohl wollen

Das fehlende Wohlwollen für andere
liegt wohl am Zuerstwollen
des eigenen Wohles.



Perspektivenlogik

Auch der Schwachsinn mit System
bleibt Schwachsinn, besonders dann,
wenn er mit der Methode argumentiert,
die er ad absurdum geführt haben will
und genau durch jene Vorstellungen
geblendet ist, die er eigentlich
ausgeblendet haben möchte,
also just das ausführt,
was er kritisiert
an anderen
Theorien.



Traumplanet

Wenn irgendwann einmal
in einer fernen Galaxie
intelligente Wesen
über die Erde sprechen,
dann wird es heißen:
Leben hat es da nie gegeben.

Ein Kind jedoch könnte fragen:
Aber was war mit den Tieren,
Pflanzen und Menschen?

Die Tiere haben die Pflanzen
und die Menschen ..
Die Pflanzen haben die Tiere
und die Menschen ..
Die Menschen haben die Tiere,
die Pflanzen und sich selbst ..

nur geträumt.



Der letzte Romantiker
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